Das Mittelalter bestand nicht nur aus dem alltäglichem Kampf ums Überleben zwischen Hunger, Krankheit, Krieg, kirchlicher und weltlicher Herrschaft. Auch im Mittelalter - wie natürlich auch in den Jahrhunderten davor und danach - nahm man sich Zeit für ein wenig Entspannung beim Spiel. Und auch wenn die wenigen schriftlichen Aufzeichnungen wie so häufig fast nur das Spiel der Edlen zeigen (wie auch an den Abbildungen meiner Seiten erkennbar), zeigen doch viele Funde von in Tischen oder Steinen eingeritzten Spielbrettern die allgemeine Verbreitung vieler Spiele bei Arm und Reich und selbst in der Kirche, die das offiziell natürlich ganz anders gesehen hat.

Die Quellenlage ist wie gesagt äußerst dürftig, so daß sich die Spielregeln oft nur mit einigen Spekulationen erahnen lassen. Das betrifft zum Beispiel das Spiel Hnefatafl der Wikinger, mit der Folge daß man zu diesem Spiel bei 10 Funden im Internet in etwa 15 verschiedene Regelvarianten findet, wie gezogen und geschlagen wird. Eine der wenigen Ausnahmen bildet hier das "Libro de los Juegos" (Buch der Spiele) von König Alfonso X von Leon und Kastilien, auch mit dem Beinamen "Der Weise" bezeichnet und den Musici womöglich durch seine "Cantigas de Santa Maria" bekannt. Das in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandene Buch befaßt sich in seinem Hauptteil mit den verschiedenen damals bekannten Varianten von Schach, behandelt in seinen Anhängen allerdings auch Spiele wie Alquerque, Mühle und Backgammon. Wenig verwunderlich, daß die Regeln dieser Spiele zumindest in ihren Kernpunkten wesentlich einheitlicher dargestellt werden. Zu meinem Bedauern habe ich bisher noch keine Quelle für eine Deutsche oder Englische Übersetzung dieses Buches oder Literatur über dieses Buch gefunden, die Universität von Indiana bietet wohl eine CD mit den spanischen Texten an. Falls mir hier jemand weiterhelfen könnte wäre ich sehr dankbar dafür.

Für die historische Korrektheit der Regeln auf den folgenden Seiten kann ich also keine Gewähr abgeben. Wo ich auf verschiedene Varianten gestoßen bin (was durchaus auch durch beispielsweise regionale Unterschiede entstanden sein kann), habe ich die mir am sinnvollsten erscheinende gewählt. Sollte ich mehr erfahren, können sich diese Seiten damit durchaus ändern.